Die Geschichte um die Vision eines blutgewaschenen Afrikas umzusetzen.

Als ich über unsere Zukunft nachdachte, fiel mir die Vision des Herrn aus meiner Kindheit ein. Die Stadt Johannesburg glühte wie ein Leuchtfeuer über der geistlichen Landkarte. Jetzt rief sie mich. Ich erkannte, dass ich dorthin gehen musste, und ich gründete meine eigene Missionsgesellschaft, die für die Vision eines blutgewaschenen Afrikas den geeigneten Rahmen bot. Ich nannte sie Christus für alle Nationen, oder kurz CfaN, genau wie die kleine Druckpresse, die wir in Maseru hatten.

Ich fühlte mich vom Herrn so geführt, dass ich das Hauptquartier in der Nähe des Flughafens ansiedeln sollte, denn für das Evangelium würde ich viel reisen müssen. Ich sprach mit Anni darüber. Sie wusste, dass sie nicht immer mit mir reisen konnte. Es war ein Opfer, zu dem sie bereit sein musste, wenn die Vision eines blutgewaschenen Afrikas in Erfüllung gehen sollte. Ihr Herz für die Verlorenen war so stark, dass sie dieses Anliegen an die erste Stelle setzen konnte. Sie stimmte zu. Ich preise Gott dafür! Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich Gott fragte, ob sie die richtige Wahl für mich wäre. Er wusste es. Welch eine gesegnete Wahl ist sie in all den Jahren gewesen!

Und so zog ich am 6. Dezember 1974 mit meiner Familie an einen Ort namens Witfield, in die Nähe des Flughafens von Johannesburg. Nachdem wir alle Kisten in das neue Haus gebracht hatten, schienen Anni und die Kinder den Umzug wunderbar zu verkraften. Sie lernten neue Leute kennen, schauten sich nach Schulen um und gewöhnten sich an die neue Nachbarschaft, die ihnen viel Interessantes und Schönes bot.

Ich erlebte dagegen etwas, was man eine Depression nennen könnte. Ich fühlte mich völlig ausgelaugt und erschöpft und saß nur herum. Das war nicht mehr ich. Ich konnte nicht aufstehen und nichts mehr anpacken. Ich fühlte mich wie eine entwurzelte Pflanze. Ich hatte noch keine neue Erde gefunden. Was den Zustand noch schlimmer machte war, dass Gott nicht mehr mit mir zu sprechen schien. Vier ganze Wochen blieb ich in dieser trüben Verfassung.

Schließlich machte Anni bei einem Arzt, den wir über die AFM kannten, einen Termin für mich aus. Er untersuchte mich und stellte Magengeschwüre fest. Vermutlich waren sie durch die Trennung von der Velberter Mission und den gleichzeitigen Abschied von Lesotho zustande gekommen.

Genau hier liegt der Grund, warum Menschen sich entscheiden, keine Risiken einzugehen. Sie fürchten sich davor, dass es womöglich unerwartete Konsequenzen geben könnte. Und meine Magengeschwüre und Depressionen bewiesen, dass dieses Risiko real ist. Aber ist das ein Grund, an der Vergangenheit hängen zu bleiben? Sich der Mittelmäßigkeit zu verschreiben? Nein. Das wäre der erste Schritt auf dem Weg, wie man einen lebendigen Glauben in einen toten Glauben verwandelt. Der alte Ort, das alte Gebäude, die alten Methoden, der alte Erfolg, das ist alles beruhigend. Der Schritt ins Neue ist beängstigend. Wir müssen unser Vertrauen vollständig auf den Herrn setzen, um über diese Bereiche der Bequemlichkeit in unserem Leben hinwegzukommen.

Als ich in dieser Nacht schlaflos im Bett lag, sprach die Stimme des Herrn zu mir: „Geh in die Stadt Gaborone in Botswana.“ Das kam aus völlig heiterem Himmel. Anstatt also in meiner Depression hängen zu bleiben, bis ich an blutenden Magengeschwüren zugrunde gehen würde, rief ich am nächsten Morgen einen Pastor an, den ich in jener Stadt kannte. Ich erzählte Pastor Scheffers, dass ich ihn an diesem Tag noch besuchen wolle. Er war einverstanden. Dann bat ich Anni, mich zum Flughafen zu bringen. Ich kaufte ein Ticket für den nächsten Flug nach Gaborone. Der Stimme des Herrn zu folgen war für mich das Elixier des Lebens.

Als ich aus dem Flugzeug stieg, fiel mir ein, dass ich mich überhaupt nicht auf die Reise vorbereitet hatte. Ich hatte noch nicht einmal genug Geld eingesteckt, um ein Taxi oder etwas zu essen zu bezahlen. Kein Problem. Gott hatte mich hierher gerufen. Dies war ein Abenteuer des Glaubens. Also ging ich zu Fuß in die Stadt.

Manchmal kann ein Spaziergang durch ein fremdes Land den Verstand zur Ruhe bringen und einem Menschen das Herz des Herrn nahebringen. Ich ging wie Jona durch Ninive und öffnete meine Sinne für den Ort, an den Gott mich gerufen hatte. Ich entdeckte die Stadt, sah und hörte die lärmenden Kinder, die auf der Straße spielten, das Scharren der Hühner, die auf dem schmutzigen Boden nach Nahrung suchten, das Geräusch der Wäsche, die gegen einen Stein geschlagen wurde. Ein Eintopf aus Innereien kochte auf einem Holzkohlefeuer, eine Mutter hielt einen Wasserkanister auf dem Kopf ihrer barfüßigen Tochter im Gleichgewicht. Es war ein Ort der verzweifelten Armut und Not. Ich dachte, dass nur jemand mit einer Berufung Gottes sich hier in Gaborone aufhalten sollte, genau wie in Lesotho. Ich ging durch die Märkte und Wohnviertel und spürte, wie die Gegenwart und das Erbarmen des Herrn sich nach diesen Menschen ausstreckten.

Biege rechts ab, sagte der Herr. Ich ging nach rechts und dort lag das Botswana National Sports Stadion vor mir. Du wirst meinen Namen hier verkündigen.

Mein ganzes Gesicht verwandelte sich in ein strahlendes Lächeln. Der Übergang war vollendet. Ich hörte wieder die Stimme meines Vaters. Und meine Magengeschwüre waren verschwunden.

Auszug aus „Im Feuer Gottes“, die Autobiografie von Reinhard Bonnke (Kapitel 19)

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